Aufbau einer zentralen Plattform zur Prozessautomatisierung

Whitepaper

Mai 2022

Lesezeit: 18 Minuten

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Skalierung der Prozessautomatisierung mit einem zentralisierten Ansatz

Auf die Frage, ob die Prozessautomatisierung zentralisiert werden soll, gibt es nicht immer eine einfache Antwort. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Prozessautomatisierung anzugehen. Welche der Möglichkeiten Sie in Erwägung ziehen, hängt davon ab, wie Ihr Unternehmen und Ihre Mitarbeiter am liebsten arbeiten.

Sie sollten sich auf bestimmte Vorgehensweisen festlegen. Einerseits verwendet jedes Team seine eigenen Technologien, Plattformen und Regeln. Andererseits dient eine zentrale Automatisierungsplattform jedoch als Dreh- und Angelpunkt für alle Aktivitäten im Hinblick auf die Prozessautomatisierung, und ein einziges Team stellt den Beteiligten auf Anfrage die erforderlichen Ressourcen zur Verfügung. Abgesehen von diesen beiden gegensätzlichen Ansätzen gibt es noch eine Vielzahl anderer Möglichkeiten. Einige Unternehmen entscheiden sich beispielsweise für die Einrichtung eines Center of Excellence (CoE), das als Beratungsstelle für den Rest des Unternehmens fungiert und das aus IT-Enterprise-Architekten und Entwicklern besteht.

Central Process Automation Platform spectrum

Angesichts dieser verschiedenen Möglichkeiten, ist es wichtig zu beachten, dass die Zentralisierung der Prozessautomatisierung heute ganz anders aussieht als in den Tagen der alten Business Process Management Systems (BPMS). Mit dem Aufkommen von SaaS- und Cloud-basierten Angeboten kann ein CoE eine zentrale Automatisierungsplattform auswählen und Teams dennoch die Flexibilität geben, ihre eigenen Ressourcen bereitzustellen und ihre eigenen Self-Service-Prozessmodelle einzusetzen. Anstatt strenge Regeln durchzusetzen, kann dieses Modell ein gewisses Maß an Governance bieten, das in vielen größeren Organisationen erforderlich ist.

Warum eine zentrale Prozessautomatisierung?

Warum sollte man die Prozessautomatisierung zentralisieren, wenn es doch so viele Möglichkeiten für Unternehmen gibt? Es ist wichtig, den Teams, die erfolgreich ihre eigenen Tools unabhängig auswählen und einsetzen, eine zentrale Plattform nicht aufzuzwingen. In einigen Fällen funktionieren diese dezentralen Ansätze sehr gut und sollten nicht geändert werden.

In anderen Fällen kann eine zentralisierte Automatisierungsplattform vielbeschäftigte Entwickler entlasten. Sie müssen dann keine Workflow Engines mehr evaluieren, nicht mit Anbietern verhandeln und nicht während des gesamten Lebenszyklus der Softwareentwicklung kontinuierlich einen umfangreichen Software-Stack verwalten. Anstatt sich mit diesen Aufgaben auseinanderzusetzen, können Entwickler einfach innerhalb einer SaaS-basierten Automatisierungsplattform arbeiten, um ihre eigenen Prozessmodelle zu erstellen und bereitzustellen. Somit ist Skalierung viel schneller möglich als bei einem dezentralen Ansatz und die langfristige Wartung ist einfacher.

Für viele Teams kann die Governance und Transparenz einer zentralen Automatisierungsplattform dazu beitragen, dass Prozesse effizient und effektiv ablaufen. Die Teams müssen das Rad nicht jedes Mal neu erfinden, wenn ein weiterer Prozess automatisiert werden muss. Sie können einfach einen neuen Prozess aufsetzen, ohne sich Gedanken über Compliance, Kosten oder andere potenzielle Risiken zu machen. Dank des zusätzlichen CoE erhalten die Entwickler die Anleitung, die sie für den erfolgreichen Betrieb der Plattform benötigen. Das bedeutet oft, dass sie kein spezielles Fachwissen in einer bestimmten Technologie vorweisen müssen, oder sie können das Coaching und die Schulung, die sie benötigen, vom CoE erhalten. Schließlich kann das CoE sehen, wo Prozesse effektiv funktionieren und Änderungen vornehmen, wenn die Reaktionszeiten nicht optimal sind.

Wenn die Zentralisierung der Prozessautomatisierung für Sie verlockend klingt, sollten Sie weiterlesen. Wir stellen Ihnen einen Ansatz vor, den viele Teams erfolgreich als Ausgangspunkt einer größeren, unternehmensweiten Prozessautomatisierung genutzt haben.

Zentralisierte Prozessautomatisierung Schritt für Schritt

Je nach Team können die Schritte in diesem Prozess in einer anderen Reihenfolge erfolgen. Viele erfolgreiche Unternehmen beginnen jedoch mit einem Proof of Concent (PoC) und einem Leuchtturmprojekt, um festzustellen, ob eine zentrale Prozessautomatisierungsplattform Ihrem Unternehmen überhaupt nützt. Von dort aus ist es viel einfacher, den Mehrwert der Plattform zu beweisen und sie für verschiedene Stakeholder einzuführen.

Gehen wir einmal durch, wie dieser Prozess aussehen könnte.

Schritt 1: PoC und Leuchtturmprojekt erstellen

Beginnen Sie zunächst mit einem Pilotprojekt. Ziel dieses Projekts ist es, sowohl die Architektur als auch den Technologie-Stack zu definieren und zu validieren. Sehr oft wird dieses Pilotprojekt als PoC eingerichtet. Es ist jedoch wichtig, das Pilotprojekt auch umzusetzen, um alle Aspekte der Prozessautomatisierungslösung während des gesamten Lebenszyklus der Softwareentwicklung kennenzulernen. Sie sollten ein Szenario wählen, in dem Sie zumindest einige der Vorteile der Workflow-Automatisierung aufzeigen können (z. B. höhere Effizienz, Effektivität, Compliance). Stakeholder sind an quantifizierbaren Ergebnissen interessiert.

Weitere Informationen: Doing a proper PoC

Für die Durchführung eines PoC eignet sich ein Team aus zwei bis vier Personen optimal. Die Teammitglieder sollten eine standardbasierte Prozessmodellierungssprache wie BPMN (Business Process Model and Notation) einsetzen können, das Projekt technisch in der Umgebung ausführen und die Ergebnisse einer Gruppe von Business Stakeholdern präsentieren. In den meisten Fällen ist es sinnvoll, in diesem Team sowohl Geschäfts- als auch IT-Stakeholder zu haben. Zunächst sollte sich das Team darauf konzentrieren, die Ziele für den PoC und einen für Ihr Unternehmen relevanten Projektumfang zu definieren.

Ziele und Umfang des PoC definieren

Bevor Sie einen PoC planen und durchführen, sollten Sie die spezifischen Ziele klären, die Sie mit dem Projekt erreichen wollen. Typische Ziele könnten folgendermaßen aussehen:

  • Überprüfung, ob ein bestimmter Ansatz oder ein Tool in einem Szenario funktionieren
  • Vorstellung eines Beispiels, das Stakeholder von einer weiteren umfangreichen Automatisierung überzeugt
  • Klärung auch sehr detaillierter Fragen vor einem größeren Projekt

Anschließend sollte das PoC-Team einen einzelnen Prozess, Anwendungsfall oder eine Entscheidung auswählen, die automatisiert werden soll. In der Regel sollte dieser Prozess für die wichtigsten Stakeholder relevant sein, den ROI der Automatisierung klar aufzeigen und relativ zeitnah realisierbar sein.

Man tappt leicht in die Falle, ein zu ehrgeiziges Projekt als PoC zu wählen. Für den Erfolg ist es entscheidend, den Projektumfang angemessen zu halten. Es ist auch falsch, sich auf zu viele Ziele gleichzeitig zu konzentrieren. Ein Beispiel dafür ist der Versuch, einen technischen Prototyp in der Zielarchitektur zum Laufen zu bringen, während man sich in den Details der Benutzeroberfläche verliert. Es ist wichtig, sich auf ein einziges Ziel festzulegen. Es besteht jedoch immer die Möglichkeit, mehrere PoC durchzuführen, um verschiedene Ziele zu berücksichtigen.

Start des PoC und Präsentation der Ergebnisse

Ein ideales PoC-Team sollte aus einem Leiter bestehen, der den Überblick behält, einem Entwickler oder IT-Enterprise-Architekten, der den PoC in die Praxis umsetzt, und einem Analysten, der den Anwendungsfall und die Geschäftsanforderungen einer Vielzahl von Stakeholdern vorstellt. Die Durchführung eines PoC kann zwischen einigen Tagen und einigen Wochen dauern, sollte aber nicht zu lange über diesen Zeitraum hinausgehen.

Sobald das Projekt abgeschlossen ist, sollte das PoC-Team die Ergebnisse in einem Workshop vorstellen. Wichtige Stakeholder, die an der Prozessautomatisierung interessiert sind – von technischen Leitern bis hin zu Führungskräften – sollten anwesend sein, um Fragen zur Durchführbarkeit des Projekts, zu den nächsten Schritten und zu Möglichkeiten der Implementierung eines ähnlichen Ansatzes bei zukünftigen Automatisierungen zu diskutieren.

Wichtige Diskussionspunkte sind u. a.:

  • Können wir eine Orchestrierungs-Engine in unsere Architektur integrieren?
  • Passt der Entwicklungsansatz zu den Plänen des Unternehmens oder müssen Änderungen vorgenommen werden?
  • Wie können wir ein spezifisches Problem aus dem Geschäftsbereich mit BPMN und/oder DMN modellieren?
  • Welches Wissen benötigen die Business- und IT-Teams, um dieses Projekt in großem Umfang zu starten? Müssen neue Mitarbeiter eingestellt werden oder können wir interne Ressourcen nutzen?
  • Welcher Aufwand fällt normalerweise bei solchen Projekten an?
  • Wie wirken sich die Prozessanwendungen auf den laufenden Betrieb aus?
  • Kann die Orchestrierungsplattform den von uns benötigten Umfang bewältigen?

Kurz nach einem erfolgreichen Pilotprojekt sollten Sie ein Leuchtturmprojekt in Angriff nehmen. Dieses Projekt hat einen größeren, realistischeren Umfang und kann besser genutzt werden, um Architektur, Tools und den Mehrwert der Workflow-Automatisierung in Ihrem Unternehmen zu verdeutlichen. Das Leuchtturmprojekt kann alle Erkenntnisse des PoC berücksichtigen und bei Bedarf einen Teil des ursprünglichen PoC-Codes anpassen. Wählen Sie für dieses Projekt einen relevanten Anwendungsfall aus, der in Ihrem Prozessautomatisierungsprojekt von Anfang an einen geschäftlichen Mehrwert liefert.
Insgesamt ist es wichtig, mit einem Projekt zu beginnen, statt mit einem Programm. Gründe hierfür sind:

  1. So können Sie sich auf einen konkreten Anwendungsfall konzentrieren und eine strategische Planung so lange wie möglich vermeiden. Wenn Sie zu früh zu viel strategische Arbeit leisten, ist das Risiko hoch, dass das Team lange Zeit keinen geschäftlichen Nutzen erbringt. Die Wahrscheinlichkeit, in der Entwicklung einer komplexen Plattform stecken zu bleiben, ist viel größer, wenn man konkrete Anwendungsfälle nicht versteht.
  2. Agile Entwicklungsansätze können Ihrem Team helfen, Workflow-Lösungen iterativ zu entwickeln. Auf diese Weise können Sie schnell lernen und diese Erkenntnisse helfen Ihnen beim weiteren Vorgehen.

Schritt 2: Automatisierungs-CoE aufbauen

Je nach Unternehmen können Sie sich für ein CoE entscheiden, das die Einführung der Prozessautomatisierung im gesamten Unternehmen steuert. Manche Teams entscheiden sich dafür, ein Automatisierungs-CoE zu gründen, bevor sie ein Pilot- oder Leuchtturmprojekt starten. Andere wiederum gründen ein CoE, nachdem diese Projekte erfolgreich abgeschlossen wurden. Die Reihenfolge hängt weitgehend von der Unternehmenskultur ab und davon, wie viel Struktur Sie vorgeben möchten.

Zusätzlicher Leitfaden: Aufbau eines erstklassigen Center of Excellence

So oder so, ein CoE-Team wird höchstwahrscheinlich für die folgenden Punkte verantwortlich sein:

  • Bewertung aktueller Lösungen zur Prozessautomatisierung in der Organisation
  • Evaluierung von Tools zur Prozessautomatisierung
  • Umsetzung der Prozesslösung in einem Pilot-/Leuchtturmprojekt oder Auswertung der Ergebnisse eines Pilot-/Leuchtturmprojekts
  • Bereitstellung der erforderlichen Schulungen und Anleitungen, damit Entwickler ihre eigenen Workflows modellieren können (z. B. unter Verwendung von BPMN- und/oder DMN-Standards)
  • Unterstützung der übrigen Kollegen bei der Nutzung der Automatisierungsplattform für ihre eigenen Anwendungsfälle.

Mit anderen Worten: Die Aufgabe des CoE besteht darin, Technologien zur Prozessautomatisierung zu bewerten und bei der Auswahl des richtigen Tools für die jeweilige Aufgabe zu helfen. In der Regel verwalten diese CoE auch Technologien rund um RPA (Robotic Process Automation) oder SBR (Skill-based Routing) für manuelle Aufgaben.

Das CoE erstellt und verwaltet auch interne Best Practices. Viele Prozessautomatisierungs- und Orchestrierungsplattformen wie Camunda bieten Dokumentation zu Best Practices als Ausgangspunkt an. Alle weiteren Entscheidungen, Probleme oder Informationen, die für Ihr Unternehmen wichtig sind, sollten Sie auch dokumentieren.

Beispielsweise hat eine große Bank innerhalb von zwei Jahren ein „Self-Service-Portal“ innerhalb des CoE entwickelt. Dieses Portal enthält Anleitungen zum Einstieg, Projektvorlagen und einige wiederverwendbare Komponenten als verwaltete Bibliotheken. Dieses Setup ermöglichte einen reibungslosen Start der meisten Projekte, einschließlich Projekten, die von Offshore-IT-Integratoren durchgeführt wurden.

Das CoE kann auch die Entstehung einer Community fördern, indem es für Gespräche zur Verfügung steht. Außerdem können Sie ein Forum, einen Slack-Channel oder regelmäßige persönliche Treffen oder Web-Meetings organisieren, um den Wissensaustausch zu fördern. Wie Sie zusammenarbeiten möchten, hängt ganz von Ihrer Unternehmenskultur ab.

Es lohnt sich auch, in internes Marketing zu investieren, denn es ist wichtig, dass andere über das CoE und die Automatisierungsprojekte Bescheid wissen. Vielleicht möchten Sie sogar öffentlich über Ihren Anwendungsfall sprechen, damit andere Organisationen in einer ähnlichen Situation verstehen, wie man eine Automatisierungslösung erfolgreich implementiert.

Tipps für eine erfolgreiche Einführung der Prozessautomatisierung

  • Starten Sie mit einem Projekt, nicht mit einem ganzen Programm.
  • Warten Sie mit großen, strategischen Vorhaben. Gehen Sie stattdessen Schritt für Schritt vor, bis Sie bereit sind, zu skalieren.
  • Widerstehen Sie der Versuchung, Ihre eigene maßgeschneiderte Plattform zu erstellen, wenn es hochgradig anpassbare Alternativen gibt.
  • Holen Sie sich die Zustimmung Ihres Entscheidungsträgers. Die erhalten Sie einfacher, wenn Ihr Workflow ein echtes Problem lösen soll.
  • Lassen Sie Ihre Erfahrung in Ihr Projektziel einfließen. Übernehmen Sie nicht einfach die Best Practices eines Beratungsunternehmens, ohne sie vorher zu testen.
  • Stellen Sie sicher, dass Sie erfahrenen Personen die Möglichkeit geben, bei Folgeprojekten zu helfen.
  • Lernen Sie die Best Practices kennen und stellen Sie den Austausch von Fachwissen sicher.
  • Bieten Sie wiederverwendbare Komponenten oder vorgefertigte Konnektoren an, falls diese die Produktivität erhöhen.
  • Etablieren Sie eine interne Beratung, die bestenfalls als CoE organisiert ist. Bestimmen Sie mindestens einen Champion im Unternehmen, der das Thema vorantreiben kann.
  • Definieren Sie Lernpfade für neue Mitarbeiter oder Teams.
  • Achten Sie darauf, dass die Teams der Automatisierungsprojekte ihre eigenen Entscheidungen treffen können.

Schritt 3: Nutzung Ihrer Automatisierungsplattform erweitern

Je nach Unternehmenskultur kann die Erweiterung der Prozessautomatisierung unterschiedlich aussehen. Wie bereits erwähnt, hängt das Ausmaß der Automatisierung vom Grad der Governance und Kontrolle ab, die in Ihrem Unternehmen erforderlich sind.

Ein CoE kann andere in der Organisation auf ein bestehendes Projekt aufmerksam machen, das ihnen dann als Vorlage dienen kann. Für eine Bottom-up-Übernahme ist das sehr nützlich. Wenn ein CoE mit einem Projekt großen Erfolg hat und das intern kommuniziert, kann das u. U. eine ausreichende Motivation für andere sein, ein Automatisierungsprojekt mit derselben Technologie umzusetzen. Bei diesem Ansatz entscheiden sich einige Entwickler jedoch möglicherweise auch für ihre eigenen Lösungen.

Obwohl dieser Ansatz die größte Flexibilität bietet, kann es manchmal riskant sein, jedes Team die Tools auswählen zu lassen, die es für die Automatisierung benötigt. Der Auswahlprozess kann schnell von Trends und persönlichen Vorlieben geprägt sein, anstatt dass Daten herangezogen werden, die belegen, was am besten funktioniert. Außerdem vergeuden Entwickler Zeit, wenn für jeden Anwendungsfall separate Tools überprüft werden müssen. Es ist wichtig, dass allen bewusst ist, dass bestimmte technologische Entscheidungen eine jahrelange und manchmal sogar jahrzehntelange Verpflichtung darstellen. Diese Technologien und die daraus resultierende Wartung betreffen nicht nur das aktuelle Team.

Wenn mehr Governance erforderlich ist, kann die Einführung der Prozessautomatisierung so aussehen, dass dieselbe Plattform im gesamten Unternehmen verwendet wird.

Sie könnten sich beispielsweise an verteilten Prozessen orientieren, die von einzelnen Teams auf einem internen Cloud-Server verwaltet oder als Managed Service von Ihrem Anbieter gehostet werden.

In anderen Fällen könnte dies bedeuten, dass dieselbe Plattform verwendet wird, um alle Automatisierungsvorhaben zentral zu verwalten, wobei die vom CoE gestellten Ressourcen genutzt werden. Diese Ressourcen könnten Schulungen, Best-Practice-Leitfäden, Projektbeispiele und auch Vorlagen umfassen.

Ein weiterer gängiger Ansatz besteht darin, das CoE als eine Art Gremium einzusetzen, das Leitlinien für die Projektautomatisierung definiert. Im Idealfall diktiert dieses Gremium keine willkürlichen Standards, sondern führt eine Liste genehmigter Tools und Frameworks. Wenn ein Team etwas verwenden möchte, das (noch) nicht auf der Liste steht, muss es dies mit dem Gremium besprechen. Dieser Austausch hilft den Teams, sich über bessere Alternativen zu informieren oder wichtige Fragen zur Wartung zu stellen. Aber natürlich kann bei überzeugenden Argumenten auch grünes Licht für neue Technologien gegeben werden. 

Eine zentrale Automatisierungsplattform sollte Ihr Team nie unnötig einschränken. Stattdessen sollten Sie es darin bestärken, eigene Projekte zur Prozessautomatisierung so schnell und effizient wie möglich zu starten. Im Idealfall sollte das CoE auf dem Weg hin zu Fortschritt nie ein Hindernis darstellen. 

Fallstudie: Goldman Sachs und Camunda

Goldman Sachs nutzt die Camunda als Basis seiner Microservices-Orchestrierungsplattform, um Automatisierung auf Unternehmensebene bereitzustellen. Jedes Jahr nutzen die Plattform mehr als 60.000 Mitarbeiter und jede Woche werden etwa sechs Millionen Aufgaben ausgeführt.

Im Jahr 2020 änderten sich die Prioritäten des Unternehmens für die Microservices-Orchestrierungsplattform. Da die höheren Anforderungen an den Service den Bedarf an Durchsatz, Skalierbarkeit und Ausfallsicherheit betonten, suchte Goldman Sachs nach einer neuen Plattform, die an diese Anwendungsfälle angepasst werden konnte. Gleichzeitig erkannte das interne Team, das zuständig für den Zahlungsverkehr ist, dass eine Plattform notwendig war, die zusätzliche Sicherheit, die Fähigkeit zur schnellen Wiederherstellung nach Störungen ohne Datenverlust und eine insgesamt reibungslosere Zahlungsabwicklung bietet.

Video ansehen: Enabling Core Banking Use Cases with Camunda Cloud

Goldman Sachs begriff, dass die neue Lösung allen Teams eine Microservice-Orchestrierung ermöglichen muss und dass sie den sich ändernden Anforderungen der Kunden gerecht werden muss. Unter Berücksichtigung dieser Punkte entstand die Enterprise Process Automation Platform des Unternehmens.

Warum eine zentrale Prozessautomatisierung?

Der Zweck der Enterprise Process Automation Platform war die Zentralisierung aller erforderlichen Vorgänge für die Bereitstellung, Modellierung, Implementierung, Ausführung und Überwachung jeder workflowfähigen Anwendung. Der Aufbau dieser Plattform mit Camunda als horizontal skalierbare BPMN-Workflow-Engine ermöglicht ein höheres Maß an Automatisierung, Funktionalität und Anpassungsfähigkeit sowohl bei Goldman Sachs als auch auf Kundenseite.

Die wichtigsten Merkmale dieser neuen Plattform umfassen u. a.:

  • Automatische Datenspeicherung, Datenlöschung, Datensicherung und Data Lake-Integration zur Bereitstellung von Analysen.
  • In Datenformulare integrierte Clusterbereitstellung für einen besseren Ausgleich der Datenlast.
  • Automatisierung von Warnmeldungen zum Selbstschutz und zur Selbstheilung
  • Gespiegelte Benutzererfahrung für Camunda- und Camunda Cloud-Benutzer für Konsistenz
  • Integration mit manuellen Aufgaben und Formularen unter Verwendung aktueller proprietärer Tools von Goldman Sachs zur Optimierung der Prozessautomatisierung

Letztendlich war es Goldman Sachs wichtig, dass die neue Plattform maximale Sichtbarkeit bietet.

„Wenn die Plattform läuft, stellen wir viele Informationen bereit, die zusammengestellt werden müssen. Wir legen diese Informationen im Workflow Control Center offen und teilen sie in separate Kategorien für den Plattformanbieter und die Kunden ein“, sagte Javier Sabino, Global Architecture Lead, Digitalization and Workflow Engineering, Goldman Sachs.

Camunda und benutzerdefinierte Erweiterungen

Im Hinblick auf seine fünf wichtigsten Kategorien erweiterte Goldman Sachs Camunda zudem mit nichtfunktionalen Anforderungen. Diesbezüglich erklärt Javier Sabino:

  1. Leistungstests: „Kunden kommen mit nichtfunktionalen Anforderungen zu uns, noch bevor ihre Services fertig sind. Also haben wir in einen Test-Harnisch investiert, der es uns ermöglicht, Cluster zu konfigurieren, Dienste auszuführen und einige Berichte zu erstellen, die die besten Konfigurationen für Cluster zeigen, sodass wir die Kundenanforderungen am besten erfüllen können.“
  2. Sicherheit: „Wir haben Camunda in unsere Single-Sign-On-Lösung integriert. Zudem haben wir Erweiterungen hinzugefügt, um die Datenverschlüsselung für Kunden zu unterstützen.“
  3. Disaster Recovery: „Wir haben in eine Lösung investiert, die Goldman Sachs hilft, sich in weniger als fünfzehn Minuten von Notfällen wie dem Ausfall ganzer Regionen zu erholen.”
  4. Beobachtbarkeit: „Wir haben Lösungen, die zeigen, wie Workflows verlaufen. Aber wir haben auch noch ein wenig weiter gedacht. Wir ziehen zahlreiche Informationen von der Plattform, um sicherzustellen, dass sie reibungslos läuft.“
  5. Automatisierung der Bereitstellung: „Wir haben viele Kunden, die unterschiedliche Ausführungsmethoden haben. Wir mussten die Lösung automatisieren. Die wichtigste Erweiterung dafür sind unsere Custom Container.“

Jede dieser Erweiterungen hat der Enterprise Process Automation Platform von Goldman Sachs zusätzliche Funktionen hinzugefügt, von denen sowohl interne Teams als auch Kunden profitieren.

Warum Entwicklerfreundlichkeit wichtig ist

Ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl einer Automatisierungsplattform ist die Entwicklerfreundlichkeit. Wenn eine Lösung für Entwickler gedacht ist, ist sie oft viel einfacher zu übernehmen und stößt auf weniger Widerstand. Wann ist eine Prozessautomatisierungslösung jedoch entwicklerfreundlich?

  • Funktioniert innerhalb bestehender Entwicklungsumgebungen, Workflows und Best Practices
  • Bietet APIs für eine einfache Integration mit anderen Anwendungen
  • Ermöglicht den Teams einen schnellen Einstieg mit Shortcuts, Dokumentation und Community-Ressourcen für Entwickler

Vorteile einer zentralen Plattform zur Prozessautomatisierung

Vielleicht denken Sie inzwischen darüber nach, die Automatisierung in Ihrem Unternehmen besser zu strukturieren. In einigen Fällen könnte das eine vollständige Zentralisierung und Governance bedeuten. In den meisten Fällen werden Ihre Anforderungen aber wahrscheinlich irgendwo im Bereich zwischen vollständiger Zentralisierung und vollständiger Autonomie liegen.

Durch ein gewisses Maß an Zentralisierung kann Ihr Team von folgenden Vorteilen profitieren:

  • Geschwindigkeit: In den oben beschriebenen Modellen stellt ein CoE die Ressourcen bereit, die Entwickler benötigen, um schnell ihren eigenen Automatisierungs-Workflow zu implementieren. Darüber hinaus benötigen Teams weniger Zeit, um ein neues Tool für jeden Anwendungsfall zu prüfen.
  • Skalierbarkeit: Ganz gleich, ob Sie wie Goldman Sachs auf Unternehmensebene agieren oder schnell wachsen, eine Cloud-basierte Automatisierungslösung kann Teams bei der einfachen horizontalen Skalierung unterstützen – entweder durch die Bereitstellung eigener Private-Cloud-Ressourcen oder durch sicheres Hosting durch den Anbieter.
  • Orchestrierung von End-to-End-Prozessen: Eine zentralisierte Prozessautomatisierung kann die Orchestrierung von End-to-End-Prozessen deutlich vereinfachen. Das kann die Orchestrierung von Legacy-Systemen, Microservices, RPA-Bots, APIs, KI/ML-Tools, IoT-Geräten und mehr umfassen.
  • Governance: Von Sicherheitskontrollen bis hin zu Compliance-Vorschriften: Die Zentralisierung auf einer einzigen Plattform kann dem CoE die Tools an die Hand geben, die es braucht, um die Anforderungen des Unternehmens zu erfüllen.
  • Abstimmung zwischen IT- und Business-Stakeholdern: In vielen Unternehmen kann ein CoE die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen IT- und Nicht-IT-Stakeholdern verbessern. Wenn Abteilungen Bedarf an Automatisierung haben, können sie das CoE zu Rate ziehen, um einen Prozess-Workflow in BPMN und/oder DMN abzubilden und ihn schnell auszuführen.
  • Optimierung und Messbarkeit: Die Verwendung einer zentralen Automatisierungsplattform bietet dem CoE, den Entwicklern und anderen Beteiligten die Möglichkeit, Geschäftsprozesse zu verstehen und kontinuierlich zu verbessern. Achten Sie auf Berichts- und Analysefunktionen, die verständlich machen, wie End-to-End-Prozesse funktionieren und wo sie optimiert werden können.

Unabhängig davon, für welchen Weg Sie sich entscheiden, sollten Sie bei der Umsetzung der Prozessautomatisierung mit Bedacht vorgehen. Wenn Sie die oben beschriebenen Schritte befolgen, kann sich ein inkrementeller Ansatz für Unternehmen, die in eine langfristige Automatisierung und Orchestrierung von End-to-End-Prozessen investieren möchten, als strategisch sinnvoller erweisen.

Kontaktieren Sie uns und wir helfen Ihnen gerne bei jedem Schritt weiter.

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