Die LVM Versicherung gehört zu den 20 führenden Erstversicherungsgruppen sowie zu den fünf größten Kfz-Versicherern in Deutschland. Der Sitz des Unternehmens befindet sich in Münster (Westfalen). 2012 startete die LVM Versicherung nahezu zeitgleich zwei Projekte mit Camunda. Zum einen das Projekt SAM (Service Auftragsmanagement), welches sich mit internen Verwaltungsprozessen (Hard- und Softwarebestellung, Umzug etc.) beschäftigt. Diese Prozesse bestehen zu einem großen Teil aus manuellen Tätigkeiten, weshalb eine darauf zugeschnittene Aufgabenliste realisiert wurde.
Das zweite Projekt betrifft die asynchrone Einzelverarbeitung im Bereich der Bestandsführung der Sparte Leben. Hier wurden versicherungstechnische Abläufe und Berechnungen aus dem nächtlichen Batch herausgelöst und in die asynchrone Folgeverarbeitung verschoben, welche aus der Online- Anwendung angestoßen wird. In der Camunda Process Engine werden die einzelnen Datensätze daraufhin zeitnah verarbeitet.
Das folgende Interview führten wir mit Teamleiter Thorsten Schramm sowie IT-Architekt Carsten Piepel. Beide sind im Bereich DV-Architektur der Abteilung DV-Infrastruktur bei der LVM tätig.
»Projekt „SAM“: Hier gab es vorher zunächst zwei verschiedene Systeme (Bestellung – quasi ein Shop – und ein Bearbeitungssystem), die parallel betrieben wurden. Einzige Integrationsschnittstelle war der Anwender, der per Copy/Paste Daten übernommen hat. Die Bearbeitung lief nicht durch einen gesteuerten Prozess ab, sondern anhand eines zentralen Dokuments mit den benötigten Daten. Auf dieses hatten alle Mitarbeiter, die am Prozess beteiligt waren, Zugriff und konnten es beobachten. Der eigentliche Prozess war in den Köpfen der Mitarbeiter. Jeder wusste, wann er dran ist und was er zu tun hatte.
Projekt „Bestandsführung Leben“: Hier wurden Teile des bestehenden Leben-Vertragssystems durch eine neue Entwicklung abgelöst. Hierbei sollte auch die asynchrone Einzelverarbeitung eingesetzt werden, die sich bereits in anderen Sparten (Unfall/Rechtschutz) bewährt hat. In diesen Sparten wurde zur Orchestrierung der fachlichen Services bislang ein eher schwergewichtiges BPM-System (BPMS) eines großen Herstellers eingesetzt. Hier sollte etwas Leichtgewichtigeres her, um die Komplexität sowohl für die Entwickler als auch für den Betrieb zu reduzieren.«
»Für SAM wollten wir (auch wegen der hohen Lizenzkosten) nicht auf das bisherige BPMS setzen. Da wir als Unternehmen Open Source-Lösungen gegenüber sehr aufgeschlossen sind, haben wir uns zunächst einige offene Lösungen angesehen, ausprobiert und schnell gute Erfahrungen gemacht.
Für unseren Einsatz im Enterprise-Bereich hätten wir allerdings noch eine Menge selber implementieren müssen. An dieser Stelle stach Camunda als besonders leistungsfähig hervor. Weitere Gründe für Camunda waren die Leichtgewichtigkeit, die zu beherrschenden Technologien (nur Java und BPMN, kein SCA, BPEL, OSGI etc.), das attraktive Lizenzmodell sowie die Kompetenz von Camunda. Aufgrund der ersten Erfahrungen mit der Camunda-Engine im SAM-Projekt haben wir dann entschieden, diese Engine auch im Leben-Neu-Projekt für die asynchrone Einzelverarbeitung einzusetzen.«
»Herausforderungen hatten wir so gut wie keine. Wie bereits gesagt: Wir mussten ja nur Java können und dazu haben wir genügend Kompetenz im Unternehmen. BPMN war mit Hilfe von Camundas Einstiegsseminar auch schnell gelernt.«
»SAM und die Einzelverarbeitung im Leben-Neu-Projekt sind erfolgreich und ohne nennenswerte Fehler im zweiten Quartal 2014 eingeführt worden. Seitdem laufen diese Prozesse stabil und weitestgehend fehlerfrei. Alle Ziele sind erreicht und ein neues Projekt mit Camunda ist aufgesetzt worden. Es werden nun die bestehenden Einzelsatzverarbeitungen der Sparten Unfall und Rechtsschutz sowie Sach- und Kraftfahrt-Schaden, die bislang auf dem alten BPMS betrieben wurden, sukzessive auf Camunda umgestellt. Die Unfall- bzw. Rechtsschutz-Prozesse sind bereits im März 2015 erfolgreich in Betrieb genommen worden. Die Schadenprozesse werden folgen.«
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